Altersgerechtes Spielen

Spielzeug und kindliche Entwicklung

Spiele, Spielzeuge und „miteinander spielen“ begleiten uns von unseren ersten Lebenstagen oft bis ins hohe Alter hinein.

Spielen macht Spaß, fördert die geistige und körperliche Entwicklung der Kinder und trägt zum seelischen Wohlbefinden bei. Spielen beugt Entwicklungsverzögerungen vor und ist bis zum Alter von 6-7 Jahren die wichtigste sinnstiftende Aktivität. Das gemeinsame Spiel verbindet, erzeugt Nähe, stärkt das Selbstbewusstsein, die sozialen Kompetenzen, die sprachliche Entwicklung u.v.m.

Es gibt zwei Aspekte eines Spielzeugs auf die man unbedingt achten sollte, damit es optimal in den Spielalltag des Kindes integriert werden kann.

  • Erstens, die Spielzeugsicherheit. Es muss dafür gesorgt sein, dass das Spielzeug keine Gefahr für das Kind darstellt und die Produkte entsprechend gesetzlichen Normen oder darüber hinaus, zertifiziert sind.
  • Zweitens ist es wichtig, Spielzeug anzubieten, das dem physischen und mentalen Entwicklungsstand des Kindes entspricht.

Nicht nur, aber auch, mit der umsichtigen Auswahl angebotener Spielmaterialien zum richtigen Zeitpunkt, begleitet von dem verinnerlichten Wissen, dass Nähe und gemeinsames Spielen niemals durch Spielzeug ersetzt werden kann, haben wir als Eltern und Erwachsene viele Möglichkeiten die Entwicklung unserer Kinder positiv zu beeinflussen. Nicht verkaufsfördernd, aber mit Sicherheit wahr: Weniger ist dabei definitiv oft mehr. Dafür hochwertig verarbeitet, mit Mehrwert, nicht nur für eine Generation.

Und doch brauchen Kinder optimaler Weise unterschiedliche Anregungen und von Zeit zu Zeit auch neues Spielzeug. Nicht alles sollte sich aber zum Geburtstag und zu Weihnachten auf einmal abspielen. Ein Übermaß an Geschenken und Angebot zur gleichen Zeit schadet oft mehr, als es Freude und Nutzen bereitet. Die Kinder verlieren leichter das Interesse, werden unaufmerksam, schnell abgelenkt und die Dinge, auch wenn sie schön und wertvoll sind, liegen letztendlich oftmals unbeachtet in der Ecke.

Um diese Situationen zu vermeiden, macht es v.a. bei Kindern in den ersten 3 Lebensjahren Sinn den Spielzeugerwerb nicht an ein bestimmtes Datum zu knüpfen, sondern gezielt auf die kindlichen Entwicklungsschritte abzustimmen, dabei aber niemals zu viel auf einmal anzubieten.

Spielzeuge dürfen oder sollten von Zeit zu Zeit völlig aus dem Blickfeld des Kindes verschwinden, um dann nach einiger Zeit wiederaufzutauchen und neu entdeckt zu werden.

Orientiert man sich an der psychomotorischen Entwicklung der Kinder ergeben sich in Etwa folgende Altersunterteilungen und dazu entsprechende Spielzeugempfehlungen.

0 - 3 Monate

In diesem Alter beziehen sich die Interessen und Aktivitäten des Babys auf den eigenen Körper. Im ersten Monat beschränkt sich dies noch auf angeborene Reflexe wie Nuckeln und ab dem ersten Monat dann auf das Wiederholen interessanter eigener Bewegungen, wie zum Bespiel mit den Beinen zu strampeln oder Spuckblasen zu erschaffen.

Ein angemessenes Maß an externer Stimulation fördert die Entwicklung der Grobmotorik des Kindes (körperliche Bewegungen), da das Kind einen Anreiz hat sich oder seine Hand auf entsprechende Stimuli zuzubewegen.

  • Dementsprechend empfehlen sich in diesen Monaten Kuscheltiere, Puppen oder Tücher aus Seide, Baumwolle, oder auch um das Herauslösen von Stoffasern zu vermeiden, aus sogenanntem Schlingenfrottee.
  • Tücher die größer sind als der Kopf des Kindes sind ein anregendes Spielzeug und fördert die Sensorik in dieser frühen Phase, sollte dem Baby aber auf Grund von Verstrickungs- und im schlimmsten Fall Erstickungsgefahr nur im Beisein Erwachsener angeboten werden.
  • Babys hören, bevor sie sehen können. Daher sind Klänge, Musik, Gesang oder Erzählungen ein wichtiger Bestandteil der frühkindlichen Entwicklung.
  • Auch entsteht in diesem Alter ein vermehrtes Interesse an sich bewegenden Objekten wie z.B. Mobiles, bewegte Spieluhren, Drehlampen oder Schwingvögel.
  • Da die Sehschärfe sich erst zunehmend entwickelt, sind starke Kontraste besonders interessant für Säuglinge und wecken die größte Aufmerksamkeit.

Generell haben Kinder in diesem frühen Entwicklungsstadium, eine Präferenz für menschliche Gesichter und sanfte Berührungen. Nichts kann die lebensnotwendige Nähe und menschliche Wärme ersetzen, die das Baby gerade in der ersten Lebensphase braucht.

3 - 6 Monate

Die Kinder beginnen Interesse für Objekte abseits ihres Körpers zu entwickeln. Besonders repetitives Bewegen von Spielzeugen, die durch ihre Form, Farbe, materiellen Beschaffenheit und auch durch die entstehenden Töne Interesse wecken, sind eine ideale Begleitung in dieser Zeit. Hier steht die Selbstwirksamkeit im Fokus- „ICH kann etwas bewirken“. Dieses Erfolgserlebnis wirkt unglaublich motovieren und entwicklungsförderlich, und bleibt immer wichtig. Es geht in diesem Alter um das Ertasten, Begreifen und Erschmecken.

In dieser Phase ist es besonders wichtig auf die Qualität der angebotenen Produkte zu achten, da Alles auch oft über längere Zeit in den Mund genommen wird. Der Mund als „Mitspieler“ gibt dem Kind durch seine besonders hohe Nervendichte, viele detaillierte Informationen über Materialien und Beschaffenheit und wirkt beinahe wie ein 3-D Scanner für die Umwelt des Babys. Außerdem wird die Mundmuskulatur spielerisch trainiert, was u.a. die Grundlage für die Sprachentwicklung ist.

  • Als Babyspielzeug deklarierte und somit entsprechend geprüfte Greiflinge und Rasseln fördern die Feinmotorik und die Hand-Augen Koordination, d.h. die Fähigkeit ein gewünschtes Objekt gezielt zu begreifen und abzutasten.
  • Wir empfehlen daher Greiflinge aus naturbelassenem, pflanzlich oder mit speichelechten Farben und auf Wasserbasis gefärbtem Holz oder Stoff. Kugeln, Ringe, Perlen und Schellen bieten haptische und akustische Erlebnisse und müssen gut befestigt sein.
  • Allgemein sollten die Spielzeuge dem Kind Lernmöglichkeiten bieten, allerdings auch nicht zu viel auf einmal. Spielzeuge, mit weniger Funktionen werden anfangs oftmals besser angenommen und schützen das Baby vor Reizüberflutung.

6 - 12 Monate

Sobald das Kind sitzen kann, erweitert sich der Radius und die Dinge rundherum werden immer interessanter. Alles was rollt und sich durch Interaktion fortbewegt ist sehr interessant.

  • Glockenrollen, Rasselrollen, große Kugeln und Bälle animieren das Kind dazu sich zu bewegen. Wenn es anfängt zu krabbeln sind Dinge, Autos, Tiere, die man nachziehen kann, auch schon eine gute Wahl. Zum vollen Einsatz kommen diese dann, wenn das Kind damit auf zwei Beinen durch das Haus und den Garten flitzt.

In den letzten Monaten des ersten Lebensjahres entwickeln Kinder die ersten absichtlichen Handlungen. Sie beginnen einfache Probleme zu lösen, zum Beispiel eine Barriere zu bewegen oder zu umgehen, um zu einem anderen Spielzeug zu gelangen.

  • Vorausgesetzt das Kind hat Freude daran seine motorischen Fähigkeiten zu vertiefen, sind einfache Bausteine, zum Stapeln oder Ineinanderstecken, ideal geeignet. Sie fördern die Grob- und Feinmotorik, sowie die Hand- Augen- Koordination, da die Kinder sich auf ihre Spielzeuge zu-bewegen und gleichzeitig in proximaler Interaktion mit dem Spielzeug greifen und stecken müssen.

12 - 24 Monate

  • Sobald das Kind anfängt, laufen zu lernen, meistens zwischen 10 und 16 Monaten, sind auch Fahrzeuge interessant, die als Laufhilfe verwendet werden können. Sie geben Halt bei den ersten eigenständigen Schritten, fördern die grobmotorische Entwicklung und wecken und vertiefen das Interesse an gezielter Bewegung und Fortbewegung.

Beachten sollte man, dass der Lauflernwagen kippsicher ist (im Unterschied zum Puppenwagen) und idealerweise eine Bremsfunktion bzw. einstellbare Bremsen vorweisen kann. Wir empfehlen darüber hinaus einen Lauflernwagen zu wählen, der nicht mit übermäßig vielen zusätzlichen Motorik-Spielelementen ausgestattet ist, sondern eher eine simplere Variante, die auch später noch gut bespielt werden kann. Als Puppenwagen, Bettchen, Werkzeug- oder Einkaufswagen -mit Mehrwert eben.

  • Auch ist die Feinmotorik und das visuelle Wahrnehmen sind nun so weit ausbildet, dass Kinder Freude daran haben, Puzzles, Steck, Formen- und Sortierspiele zu erkunden. Solche Spiele fördern die Hand-Augen Koordination, Wahrnehmung, das Kurz- und Langzeitgedächtnis und die Frustrationstoleranz. Generell sind alle Spiele, welche die feinmotorischen Fähigkeiten trainieren, sehr gut für dieses Alter geeignet.
  • Auch die Muskelkontrolle sollte gefördert werden, daher sind Spiele die draußen stattfinden und mit Bewegung verbunden sind besonders wichtig. Kleinkindersichere Schaukeln, Klettergeräte wie Bögen oder Dreiecke und Rutschfahrzeuge, mit denen sich schon kleine Kinder ab ca. 12 – 18 Monaten leicht und rollend fortbewegen können, werden von Kindern in diesem Alter liebend gerne verwendet und sind absolut sinnvoll.

2 - 3 Jahre

  • In diesem Alter bewegen sich Kinder mit großer Sicherheit und Neugierde. Spielsachen, die man zusammen und danach wieder auseinanderbauen kann, sind interessant.
  • Auch beginnen in diesem Alter Imitationsspiele, bei denen die Kinder ihre Umwelt nachahmen. Somit sind Kinderküchen, Kinderhaushaltsartikel, Werkzeugkoffer, Puppen und auch Musikinstrumente eine gute Wahl.
  • KünsterInnen machen sich nun auch bemerkbar und Kreativzubehör wie z.B. Wachsmalstifte, Fingerfarben und Knetmassen können für viel Freude sorgen. Malen und basteln begleitet und begeistert die meisten Kinder über viele Jahre und fördert sowohl die Feinmotorik als auch die kognitiven Fähigkeiten, wie Kreativität und Handlungsplanung.
  • Auch beginnen Kinder in diesem Alter das sogenannte Als-Ob-Spiel (Symbolspiel), in dem Sie Gegenständen, die sie bereits kennen neue Bedeutung geben und das Kind tut so als würde es in einer anderen Realität leben. Damit erweitern Kinder ihre kognitiven Schemata, trainieren ihre sozialen Fähigkeiten und erweitern ihr Verständnis der Welt.
  • Daher sind auch in diesem Alter schon einfache Bauspiele und Elemente wie z. B. der 12-teilige Regenbogen, Bausteine, Waldorfklötze und generell Spielzeug, das nicht zu sehr mit konkreten Funktionen behaftet ist, optimal. Anthroposophisches oder Waldorfspielzeug ist darauf ausgerichtet und wir beobachten mit Freude, dass das Interesse daran in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist. Nicht umsonst: Es fördert das freie Spiel und gibt wertvolle Impulse, um der kindlichen Fantasie genug Raum zu geben, sie so lange wie möglich zu erhalten und dadurch auch eine gute Basis zu schaffen, Kreativität und Fantasie auch später gut ins Erwachsenenleben integrieren zu können.
  • Um die Grobmotorik weiter zu fördern sind anspruchsvollere Fahrzeuge wie Dreiräder, Laufräder, Schiebetiere, Leiterwägen oder ähnliches förderlich.

3 - 5 Jahre

Kinder in diesem Alter sind meistens interessiert daran warum und wie Dinge funktionieren. Daher können die ersten Experimentiersets, die sich z.B. um Themen wie Akustik und Magneten drehen sehr spannend sein. Spiele welche die Kreativität fördern wie zum Beispiel Malzubehör, erste Brett- und Regelspiele, Knete und Baukästen sind sehr beliebt. Auch Murmel- und Eisenbahnen werden empfohlen, da dies unter anderem die Feinmotorik und das räumliche Denken trainieren kann. Außerdem sind in diesem Alter alle Dinge interessant die Imitations- und Fantasiespiel anregen. Besonders die körperliche Entwicklung und besonders die Entwicklung der motorischen Fähigkeiten, schreitet in diesem Alter schnell voran. Um dies zu fördern sind Ballspiele, Schaukeln, Klettern, Dreirad und Fahrrad fahren zu empfehlen, auch Steckenpferde werden interessant.

6 - 9 Jahre

Mit dem Beginn der Schule ändern sich die Interessen und der Alltag der Kinder. Sie können mittlerweile sehr gut zwischen Schein und Sein unterscheiden und verstehen die Beziehung zwischen Ursache und Wirkung, können also mittlerweile logische Schlüsse ziehen. Die Beziehungen zu FreundInnen nehmen viel Zeit in Anspruch und gemeinsam wird die „reale“ Welt der Erwachsenen nachgespielt. Im Rahmen dieser Spiele werden soziale Fähigkeiten, Perspektivwechsel, Emotionsregulation, Impulskontrolle und Frustrationstoleranz trainiert. Ab diesem Alter werden Spiele zu den Förderungen von Rechnen, Zählen und Problem-Lösungen empfohlen. Auch nimmt die Feinmotorik und somit die Bastel- und Malfähigkeit beständig zu. Des Weiteren sind Spielsachen die körperliche Bewegung und Koordination fördern gut. Dazu gehören Bälle, City Roller, Straßenkreide, usw.

10 - 12 Jahre

In diesem Alter ist das logische Denken der Kinder bereits sehr ausgebildet und die Feinmotorik wird weiter ausgebildet. Brettspiele, Kartenspiele, Puzzle und Bausätze nehmen an Komplexität zu und die Kinder haben eine gut entwickelte Konzentrationsspanne. Jedoch sollte darauf geachtet werden, dass Kinder in diesem Alter dazu neigen,
sich zu überfordern. Je älter die Kinder werden und ja näher die Pubertät rückt, umso wichtiger werden die Freundesgruppen. Soziale Karten- oder Brettspiele mit einem Wettbewerbselement sind gut geeignet für dieses Alter. Weiterhin sollten Hobbies der Kinder, wie Sportarten, Künste und Musik, gefördert werden.

Ab 12 Jahren

Mit dem Einsetzen der Pubertät folgen viele körperliche, hormonelle und mentale Veränderungen. Die Jugendlichen legen viel Wert auf ihre Freundschaften und ihre Unabhängigkeit. Versuchen Sie gemeinsame Hobbies zu finden oder Spiele als Rituale in den Alltag einzubauen. Dazu eigenen sich Unternehmungen aber auch Sport, Karten- oder Brettspiele.

Spielen als Erwachsener

Auch im Erwachsenenalter macht Spielen nicht nur Spaß, sondern ist auch fördernd. Durch das Erlernen eines neuen Spiels oder anwenden von Strategien, erfolgt eine Neuvernetzung der Zellen im Gehirn, was das Gedächtnis trainiert. Auch fördert Spielen den Zusammenhalt von Gruppen und Familien, trainiert soziales Verhalten und kann Stress reduzieren und somit auch gesundheitsfördernd sein.

Spielen im Alter

Für Senioren und Menschen im hohen Alter sollte Spielen ein Bestandteil des Alltags sein. Spiele trainieren sowohl die nachlassenden Sinne wie sehen und hören, als auch das Gedächtnis und die Feinmotorik. Des Weiteren bringt Spielen Menschen zusammen und auch soziale Interaktion kann den Alterungsprozess des Gehirns verlangsamen.
Spiele für Senioren: Mikado (Feinmotorik), Kniffel, Memory, Brettspiele wie Mensch-Ärger-dich-nicht, Kartenspiel wie Dame oder Doppelkopf, Zahlenspiele wie Sodoku.


Quellen:

Berk, L. E. (2011). Entwicklungspsychologie, Pearson Deutschland GmbH. | Szymanski, M. (2002). Marketing toys by developmental stages. Advertising & Marketing to Children January–March 2002. | https://www.spielzeug.org/spielzeug-alter/ (27.04.2020) | https://www.treppenlift-ratgeber.de/barrierefrei-leben/fit-im-alter/spiele-fuer-senioren.html (27.04.2020) | DER BROCKHAUS (2009). Psychologie: Fühlen, Denken und Verhalten verstehen. F.A. Brockhaus GmbH. | Shuli Kulak, Stein, R.E.K. (2016). Toy Age-Labeling: An Overview for Pediatricians of How Toys Receive Their Age Safety and Developmental Designations. Pediatrics;138(1):e20151803 |  Göthner, C. (2013). Spielverhalten von Kindern – die Entwicklung freier Gegenstände zum Kennenlernen. Bachelor-Thesis Fakultät Angewandte Kunst Schneeberg der Westsächsischen Hochschule Zwickau (FH).

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